Gendergerechte Sprache

Auf dem Bild sieht man einen Aufkleber: *innen auf einer mit Graffitti besprühten WandGendergerechte Sprache zielt auf die sprachliche Beachtung und Gleichberechtigung aller Menschen im Hinblick auf deren unterschiedliche Geschlechter bzw. geschlechtliche Identitäten. Dafür braucht es ein Bewusstsein für die Komplexität des Themas Gender, welches über biologische Aspekte hinausgeht und Faktoren wie Sozialisation, Rollenerwartungen bzw. -zuschreibungen sowie Selbstbezeichnungen einbezieht. Sprache wird ein hoher Stellenwert in der Regelung von sozialem Miteinander zugeschrieben. Denn durch sie werden Bilder in Köpfen erzeugt und gesellschaftliche Wirklichkeit geschaffen. So ist z.B. durch Studien nachgewiesen, dass die Verwendung der rein männlichen Sprachform dazu führt, dass Frauen auch weniger mitgedacht werden. Die ausschließliche Verwendung der männlichen Form mit Erklärung (z.B. „Im Sinne der besseren Lesbarkeit…“) sollte daher vermieden werden. Die Verwendung gendergerechter Sprache kann eine Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs und eine Sensibilität für dessen Wirkkraft ermöglichen. Gleichzeitig kann dadurch eine Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt zum Ausdruck gebracht werden. Dies wirkt Ausgrenzung und Stereotypisierung entgegen und fördert die Sichtbarkeit und Gleichstellung gesellschaftlicher Vielfalt.

Die Queercommunity wünscht sich die vorrangige Nutzung des Gendersterns. Seine vielen Strahlen stehen für die vielfältigen Formen der geschlechtlichen Vielfalt. Dem Doppelpunkt dagegen fehlt diese Symbolkraft.

Hintergrund: Die Verwendung des sogenannten Gendersterns* (auch Gender-Star) ermöglicht die Sichtbarmachung von Personen über die binäre Geschlechterkonstruktion (männlich, weiblich) hinaus. Der Stern (Asterisk) beschreibt die zahlreichen weiteren Möglichkeiten der geschlechtlichen Identitäten und entspricht damit seiner ursprünglichen Bedeutung in der Computersprache als Platzhalter für eine beliebige Zahl an Buchstaben und Ziffern.

 

Gendergerechte Sprache und Barrierefreiheit

Der Gender-Doppelpunkt (:) kann für Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie für Menschen die gerade erst Deutsch lernen irritierend sein, da das ungewohnte Zeichen mitten im Wort für Verwirrung sorgen kann. Der Doppelpunkt wird oft mit einer besonderen Betonung oder Hervorhebung in Verbindung gebracht, was zu Missverständnissen führen kann.

Bei der Gestaltung geschlechtergerechter Sprache ist es entscheidend, sowohl die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen als auch die Verständlichkeit im Blick zu behalten. Eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl Barrierefreiheit als auch die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt berücksichtigt, ist dabei von großer Bedeutung.

Der Gebrauch des Gendersternchens (*) im Vergleich zum Doppelpunkt (:) hat Vorteile, insbesondere aus der Perspektive der Barrierefreiheit. Das Gendersternchen ermöglicht eine inklusive Sprache, die Menschen jeglichen Geschlechts einschließt und sichtbar macht. Es zeigt, dass es mehr als nur die binäre Geschlechterkategorie gibt und bietet Raum für Diversität und Vielfalt.

Darüber hinaus erleichtert das Gendersternchen die Lesbarkeit von Texten für Screenreader-Software, die von blinden oder sehbehinderten Menschen verwendet wird. Der Doppelpunkt hingegen kann zu Schwierigkeit führen und die automatische Vorlesefunktion stören, da er nicht als spezifisches Zeichen erkannt wird. Das Gendersternchen hingegen wird als eigenständiges Zeichen erkannt und ermöglicht eine reibungslose Vorlesung des Textes.

Insgesamt fördert die Verwendung des Gendersternchens die Barrierefreiheit, indem es Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten und -ausdrücken einschließt und ihre Sichtbarkeit und Würdigung unterstützt. Es ermöglicht eine Sprache, die divers und inklusiv ist und trägt dazu bei, Barrieren abzubauen und Chancengleichheit zu fördern.

 

Verwendung:  

  • bei personenbezogenen Substantiven – Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen
  • bei Artikeln und Pronomen – die*der, ihr*sein, sie*er, ihr*ihm

 

Der Bezirksjugendring Oberbayern hat sich deshalb für die gendersensible Sprache und Schreibweise mit dem Genderstern entschieden.

 

Quellen:

2020 IQ Fachstelle Interkulturelle Kompetenzentwicklung und Antidiskriminierung, c/o VIA Bayern e. V., München

Gender-Doppelpunkt

Mehr Informationen unter:

www.netzwerk-iq.de/fachstelle-interkultur-und-antidiskriminerung