Das Forschungsprojekt „How are you?” wurde vom Bayerischen Jugendring (BJR) in Auftrag gegeben, um die Lebenssituation queerer Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Bayern zu untersuchen. Dazu wurde in enger Zusammenarbeit mit Beiräten aus Fach- und Alltagsexpert*innen eine quantitative Online-Befragung erarbeitet, die zwischen April und Juni 2023 mehr
als 2.000 Teilnehmende erreichte.
21,9% der Befragten leben in Landgemeinden, 20,7% in Kleinstädten. 30,4% gaben Mittel- bzw. Großstädte und 17,8% Metropolen als Wohnort an. Knapp über die Hälfte der Befragten ist cis*, 48,3% gaben TNQ* Identitäten an. Über die Hälfte der Befragten identifiziert sich auf dem bi+sexuellen, über ein Drittel auf dem homosexuellen Spektrum. Mehr als ein Fünftel der Befragten gab Identitäten auf dem a_sexuellen Spektrum an. Mit 10,5% sind unter den Befragten auffällig wenig schwule endo* cis* Männer im Vergleich zu anderen Studien aus dem Feld. Der Anteil an inter* Personen unter den Befragten liegt bei lediglich 0,6%.
Sowohl Wohlbefinden als auch Resilienz sind bei zwei Drittel der Befragten im – gemäß der Definition der jeweiligen Skala – niedrigen Bereich: Im Vergleich zu gleichaltrigen Personen in der Allgemeinbevölkerung sind diese Werte deutlich geringer (Brähler et al., 2007; Leppert et al., 2008). Die Werte für TNQ* Personen sind sowohl bei Wohlbefinden als auch bei Resilienz deutlich niedriger als bei cis* Personen. Die Werte für Wohlbefinden und Resilienz nehmen mit dem Alter zu. Die Werte beider Skalen sind umso niedriger, je mehr Intersektionen im queeren Spektrum angegeben wurden. Mehr als 9 von 10 Befragten haben mindestens einmal Diskriminierung erlebt (93,9%). Lediglich 5,3% geben an, keine Diskriminierung erfahren zu haben. Die Diskriminierungserfahrungen sind in Relation zu vergleichbaren Studien deutlich höher (z. B. Krell & Oldemeier, 2017: 82%). Höhere Diskriminierungserfahrungen gehen mit niedrigerem Wohlbefinden sowie geringerer Resilienz einher. Je mehr Intersektionalitätsdimensionen angegeben wurden, desto höher war das Ausmaß der Diskriminierung. Am häufigsten wurde Diskriminierung in der Schule, der Öffentlichkeit, dem Internet sowie in der Herkunftsfamilie erlebt. TNQ* Personen nannten (bis auf spirituelle/religiöse Gemeinden/Gruppen) alle Orte häufiger als cis* Befragte. Besonders ausgeprägt war der Unterschied bei der Nennung des Gesundheitswesens sowie bei der Kategorie Polizei/Justiz/Behörden.
Knapp die Hälfte der Befragten gab an, zwischen 3 und 5 Personen zu kennen, die sie bei persönlichen Problemen um Unterstützung bitten können. 3,7% gaben an, sich an niemanden
wenden zu können. Jüngere, auf dem Land lebende sowie TNQ* Befragte nannten weniger Bezugspersonen als die jeweiligen Vergleichsgruppen. Drei Mal so viele Befragte besuchen ein queeres Jugendzentrum im Vergleich zum Besuch allgemeiner Jugendzentren ohne bzw. mit LSBTIQA* Angebot. Jugendgruppen wurden von mehr als der Hälfte der Teilnehmenden besucht. Befragte aus Metropolen besuchen queere Jugendzentren bzw. Jugendgruppen deutlich häufiger als Teilnehmende aus kleineren Städten oder ländlicheren Regionen. Dort werden umgekehrt Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr/THW/DLRG, kirchliche/religiöse Gruppen, Theater-/Musik-/Tanzgruppen bzw. Chor sowie Jugendgruppen eines Schützen- oder Heimatvereins häufiger besucht. Online-Communities/Gruppen wurden in Metropolen weniger genannt als in kleineren Städten oder auf dem Land. Über ein Viertel sagt, dass es in der Nähe kein LSBTIQA* Jugendzentrum, etwas unter einem Fünftel, dass es keine queere Jugendgruppe gebe.
Über die Hälfte der Befragten wünscht sich Freizeitangebote für LSBTIQA* Personen in ihrer Nähe. Jüngere Teilnehmende wünschen sich häufiger allgemeine sowie LSBTIQA* Freizeitangebote als ältere Befragte. Online-Freizeitangebote haben im Vergleich zur Online-Beratung eine geringere Akzeptanz. Die große Mehrheit der Befragten hält eine Sensibilisierung z.B. durch Fortbildungen u.a. im Kontext von (Hoch-)Schule, Arbeit und Behörden sowie bei medizinischem und psychologischen Fachpersonal für sinnvoll. Etwas weniger Befragte halten eine Sensibilisierung für LSBTIQA* Themen in Jugendgruppen, Sportvereinen, in Kirchen und Religionsgemeinschaften für angebracht. TNQ* Befragte wünschen sich im Vergleich zu queeren cis* Personen häufiger Fortbildungen von medizinischem bzw. psychologischem Personal sowie Sensibilisierung bei Behörden, cis* Befragte wünschen sich öfter Sensibilisierung in Kirchen/Religionsgemeinschaften.
Hier die Zusammenfassung zum Nachlesen: 2023-12-05_HAY_Zusammenfassung_final
Ihr wollt ein Angebot für queere junge Menschen in eurer Nähe ins Leben rufen? Der Fachbereich Vielfalt/ Fachstelle Diversität und Politische Bildung unterstützt euch sehr gerne dabei.